Park Roitzsch

Barbara Mosch wusste, ohne die richtigen Klinker, Klinker, wie sie auf den alten Fotos zu sehen waren, ginge nicht, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Doch es schien keinen Hersteller zu geben, der die Steine mit den sternförmigen Durchbrüchen ohne weiteres nach Katalog hätte liefern können, vielleicht, weil sie etwas altmodisch wirkten. Ein Glücksumstand, wie sich zeigen sollte.

Mosch ist personifizierte Energie. Vor der ganzen Eingemeinderei war sie Bürgermeisterin von Roitzsch, heute ist sie Ortsbürgermeisterin der seit 2009 zu Sandersdorf-Brehna gehörenden Ortschaft. Sie kommt zum Termin angeradelt, steigt ab vorm im Januar eröffneten Mehrgenerationenhaus, und sogleich sprudelt es aus hier heraus: „Wie das hier aussah!“ Früher, vor zwei, drei Jahren, bevor auch mit Geld aus dem EU-Programm LEADER das Gebäude am Rand eines Parks saniert wurde.

Heute, sagt Mosch, ist das Haus zu einem zweiten Ortskern geworden. Ein Büro der Stadtverwaltung findet sich darin, ein Saal zum Feiern, der Jugendklub, die Bücherei. Mosch ist stolz. „Wissen sie, was der LEADER-Manager gesagt hat, als er gesehen hat, was wir geschafft haben“, fragt sie. „Er war sprachlos.“

Roitzsch liegt in einem aus zwei Bundesstraßen und einer Eisenbahnlinie gebildeten Dreieck. Die benachbarte Roitzscher Grube ist so groß wie der namensgebende Ort. Sie ist heute mit Wasser gefüllt und wie so vieles in dieser Gegend Industriegeschichte.

Zu dieser gehört auch ein gewisser Louis Bauermeister, aus Halle stammender Unternehmer, der im 19. Jahrhundert im Bitterfelder Revier eine der größten Kohlengruben aufbaute und Ziegeleien betrieb. Der Mann war ausgesprochen erfolgreich, saß im Reichstag, hatte drei Söhne. Ihnen übertrug er die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Güter. Eines davon befand sich in Roitzsch. „Besonders erfolgreich war der Nachwuchs nicht“, stellt Mosch nüchtern fest.

Für Roitzsch mag das in gewisser Weise ein Glücksfall gewesen sein. In den 30er Jahren erwarb sie den zum Gut gehörenden Park, mit seinen 1,2 Hektar und den alten Flächen. Er grenzt, von einer neuen nach historischen Vorbild errichten Mauer an das Freibad. Das, sagt Mosch, war das erste seiner Art im Landkreis Bitterfeld. „Und es war nie geschlossen.“

Auch dem Park wurde mit LEADER-Geldern geholfen. Mosch führt auf geschwungenen Pfaden zu einem Tor, das ihr ganzer Stolz ist und das bogenförmig den Haupteingang zum Park überspannt. In ihm sind jene Steine verbaut, die keine Ziegelei mehr im Katalog hatte.

Gefunden hat sie Mosch in Bitterfeld. Zufällig entdeckte sie dort eine alte Mauer, die überflüssig geworden in der Landschaft stand. Sie näherte sich – tatsächlich: hier waren genau die Steine verbaut, die für das Tor gebraucht wurden. Mosch fragte nach, bekam, was sie von historischen Fotos kannte und Roitzsch ein kleines neues, altes Schmuckstück.

Kontakt
Barbara Mosch (Ortsbürgermeisterin)
Karl-Liebknecht-Str. 8
06809 Stadt Sandersdorf-Brehna OT Roitzsch