Gutshaus Roitzsch

„Was Sie aber auch alles gekauft haben“, spottet einer der Möbelhucker im breiten Sächsisch, als er der Mieterin ansichtig wird. „Da werden wir schon eine Weile brauchen.“ Die neue Mieterin, wohl in den Zwanzigern, gehört wohl genau genommen gar nicht zur Zielgruppe von Christian Kopf. Der Unternehmer aus Roitzsch, einem Ortsteil von Sandersdorf-Brehna, hat in der dortigen Friedrich-Ebert-Straße ein Haus umgebaut unter der Maßgabe, dort altersgerechte Wohnungen anbieten zu können.

Tatsächlich sind die meisten der elf Wohnungen an Senioren vermietet, aber eben nicht nur. Des sozialen Mixes wegen freut Kopf das. Es passe gut, sagt er.

Wer das Haus betritt, in dem Mitte Mai noch einige Handwerker unterwegs sind, staunt zunächst: Ihn empfängt eine Halle, mit einer beinahe herrschaftlichen, in die erste Etage führenden Treppe, einige Wohnungstüren sind zweiflügelig. Niemand würde mehr heute so ein Wohnhaus bauen, sondern es vielmehr auf optimale Nutzung der Fläche trimmen.

Doch das Wohnhaus ist kein Neubau, sondern etwa 400 Jahre alt, errichtet vom einem einstigen Gutsherren namens Pfaff. Der dachte und baute standesgemäß großzügiger, ein Umstand, der den heutigen Bewohnern zugute kommt.

Unter den Nazis wurde das Gebäude von der Arbeitsfront genutzt, der gleichgeschalteten Einheitsgewerkschaft. Nach dem Weltkrieg zogen Umsiedler ein – bis zu 500 Menschen, sagt Kopf, drängten sich auf dann engstem Raum.

Später wurde das Gutshaus ein ganz normales Wohnhaus, das vor einigen Jahren leer gezogen wurde. 2009 kaufte es schließlich Christian Kopf, der in Roitzsch eine kleine, feine High-Tech-Firma betreibt. Vektis ist weltweit unterwegs, um für die Industrie hochpräzise Messungen vorzunehmen.

Die ersten Arbeiten erledigte Kopf mit Bekannten und Freunden. Vor allem hieß das erst einmal: entrümpeln, leer räumen.

Und es ging an die Planung. Altersgerechtes Wohnen stellt besondere Anforderungen. Manche, wie keine Türschwellen, sind unproblematisch umzusetzen. Doch spätestens, wenn in einem denkmalgeschützten Haus ein Lift eingebaut werden soll, wird es kompliziert. Sollte man meinen. Statt dessen findet Kopf viel Lob für die Denkmalschutzbehörde, die sich stets als konstruktiv erwiesen habe und selbst einer Verbreiterung der Dachgauben zugestimmt habe.

Ein Teil der Gelder für die umfangreichen Sanierungsarbeiten – etwa für die Fassade oder die Trocknung – stammt aus dem europäischen LEADER-Topf, woraus speziell Investitionen im ländlichen Raum gefördert werden.

So unterschiedlich die Wohnungen von Schnitt und Größe sind, eines haben sie gemeinsam: Die Küchen gehören zur Wohnungsausstattung. Was in den USA selbstverständlich ist, gilt hierzulande als ungewöhnlich, obwohl es den Mietern viel Ärger (und manchmal massive finanzielle Verluste) beim Umzug spart. Der Vorteil für den Vermieter wiederum: Es müssen nicht nach jedem Mieterwechsel neue Löcher in die Wände gebohrt werden, um Schränke zu befestigen.

Zum Gutshaus gehört – versteht sich – ein weitläufiges Grundstück. Kopf hat dort einen Grillplatz anlegen und die alten Obstbäume stehen lassen. „Deren Früchte geben sehr leckere Marmelade.“

Kontakt
Gutshaus Roitzsch
Christian Kopf
Chausseestr. 34
06809 Sandersdorf-Brehna, OT Roitzsch