Sport- und Kulturzentrum Stadt Südliches Anhalt

Das Navigationssystem beharrt darauf: hier entlang. Sicher, die Straße ist eine, aber eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Schlaglöchern. Die Straße scheint ins Nirgendwo zu führen. Und so ist man verblüfft, als völlig überraschend aus den Feldern ein Industriegebiet zu wachsen scheint, und eines, an dem nicht nur ein Schild „Industriegebiet“ vor sich hin verwittert, sondern eines, in dem es brummt.

Willkommen in Weißandt-Gölzau. Zwischen Köthen und Bitterfeld gelegen, seit 2010 Ortsteil der „Stadt Südliches Anhalt“ und deren Wirtschaftsmotor – im Industriepark arbeiten rund 1200 Menschen.

Ob sie wollten oder mussten sei dahingestellt – wohl nahezu jeder große Betrieb in der DDR verfügte über ein Klubhaus. Sie dienten einerseits als Bühne für öde politische Veranstaltungen. Andererseits waren sie gerade auf dem Lande wichtige Bausteine der kulturellen Infrastruktur. „Hier“, sagt Christian Merks, „gab es Kino und Tanzveranstaltungen“, sagt Christian Merx.

Merx, Pressesprecher der Stadt Südliches Anhalt, steht inmitten des Sport- und Kulturzentrum in Weißandt-Gölzau, das einst Klubhaus des VEB Orbitaplast war. An Orbitaplast kam man in der DDR nicht vorbei: „Sämtliche“ in der Republik verwendeten Quark-, Butter-, und Joghurtbecher“, weiß Wikipedia, „wurden aus in Weißandt-Gölzau produzierten Kunststofffolien hergestellt.“

Mit der DDR und der Monopolstellung von Orbitaplast verschwand auch die Idee von betriebseigenen Kulturhäusern. Auch in Weißandt-Gölzau.

Vielleicht wäre das Problem kleiner gewesen, wenn das „Klubhaus der Plastewerker“ kleiner gewesen wäre. Dann hätte man es schneller abreißen können. Oder es wäre jemand mit einer Idee gekommen.

Nur war das Klubhaus nicht klein. Es war im Gegenteil groß, bot Platz für mehr als 700 Leute. Und das in einem Ort oder einer Ortschaft mit gerade einmal 1800 Einwohnern.

Und so gammelte das Klubhaus vor sich hin, ein Stück morsche DDR inmitten von Weißandt-Gölzau. Wechselnde Pächter versuchten vergeblich, aus dem Klubhaus eine Location zu machen. Bis das noch eigenständige Weißandt-Gölzau beschloss, die Sache in die eigenen Hände zu nehmen. Den Industriestandort hatte man zuvor gesichert, die Firmen sagten, sie würden nun bleiben wollen. Geld war da, und auch aus Brüssel sollte es welches über das LEADER-Programm geben. 2,4 Millionen Euro wurden investiert, über 400.000 Euro kamen von LEADER.

Im August 2011, nach 23 Monaten Umbauzeit, war das einstige Kulturhaus kaum mehr wiederzuerkennen. Pressesprecher Merx steht vor einem großen bunten Glasfenster im Foyer: „Das ist das einzige Relikt aus alten Zeiten.“

Ansonsten ist aus dem einstigen „Klubhaus der Plastewerker“ ein modernes Sport- und Kulturzentrum geworden, das sich unterschiedlichen Nutzungen anpassen lässt. Hier treiben Schüler und Kindergartenkinder Sport, trainieren Sportvereine. Es gibt Hallenfußballturniere, Frauentagsparties und Hardrockkonzerte. Das Foyer taugt für Familienfeiern, im ersten Stock findet sich ein Konferenzraum.

Kontakt
Sport- und Kulturzentrum Stadt Südliches Anhalt
Frau Müller
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