Schloss Cösitz

Niemand glaubte mehr an eine Zukunft für das Cösitzer Schloss, nicht einmal die Verantwortlichen in der Stadt Zörbig: „Leider“, so ist im September 2013 auf der Website der Stadt zu lesen „ist die Renovierung des Schlosses, das die Gemeinde einem Investor verkauft hat, auf 1/3 des Weges stecken geblieben. Was weiter wird, ist offen.“

Zum Glück ist die Realität schneller vorangeschritten als die Aktualisierung der Zörbiger Website. Im August 2011 nämlich kamen 200 Besucher zum Tag der offenen Tür und staunten über das sanierte Cösitzer Schloss.

Cösitz, etwas mehr als 200 Einwohner, seit einigen Jahren Ortsteil von Zörbig. Ursprünglich stand hier eine sorbischen Wallburg, später kamen die Sachsen.

Ende des 19. Jahrhunderts entstand das Schloss als Zentrum des Ritterguts. Kleiner als heute war es; die beiden Steinflügel wurden später hinzugefügt. Architektonisch gewiss kein Glanzstück, kann das Cösitzer Schlösschen mit seinem idyllischen Park punkten, der wie eine kleine Kopie der Bad Muskauer Anlagen wirkt.

Maximilian Führer geht voran, vorbei an der riesigen Blutbuche führt sein Weg Richtung Teich. Er schaut sich um. „Wie ein Märchen“, schwärmt er. Kein Auto ist zu hören.

Gewiss: Führer muss begeistert sein, schließlich will er Wohnungen im Schloss vermieten. Doch der Sohn von Firmengründer Burchard Führer, dessen Unternehmen vor allem viele Altersheime betreibt, muss sich gar nicht anstrengen, die Vorzüge herauszustreichen, im Cösitzer Schloss zu wohnen. Sie drängen sich dem Besucher förmlich auf.

Nachdem 1945 die von Trothas vor den anrückenden Russen geflohen waren, wurde das Schloss zur Unterkunft für Flüchtlinge und Vertriebene umgenutzt. Das Provisorium überdauerte Jahrzehnte, am Haus wurde nur das Nötigste und nicht einmal das gemacht.

Nach der DDR kamen die Investoren. Oder jedenfalls Leute, die behaupteten, welche zu sein, viel versprachen, nichts taten. Das Schloss verfiel. 2007 kaufte es dann die Unternehmensgruppe Burchard Führer aus einer Insolvenzmasse. Das Gebäude wurde gesichert, dann ruhten die Arbeiten. 2009 schien in Cösitz die Überzeugung Fuß gefasst zu haben: das wird wieder nix.

Wer heute auf den Schlosshof vorfährt, gelangt auf den „Burchard-Führer-Platz“. Der Ortschaftsrat hatte diesen Namen 2013 als Geste der Dankbarkeit durchgesetzt. Denn allen Befürchtungen zu Trotz und trotz Aufgabe des ursprünglichen Konzepts: das Schlösschen steht steht wieder proper da. 1,2 Millionen Euro haben die neuen Eigentümer investiert, finanzielle Hilfe gab es aus Brüssel über das LEADER-Programm.

Jetzt finden sich in dem ehemals herrschaftlichen Gebäude acht Wohnungen von bürgerlichen Zuschnitt, die Größen liegen zwischen 80 und 115 Quadratmeter. Man habe sich bei der Sanierung bemüht, soviel wie möglich von der ursprünglichen Substanz zu erhalten versichert Maximilian Führer. Er zeigt die „Balkonwohnung“ von der aus ein Zugang zum Altan über dem Eingang möglich ist. Hier gibt es noch die dunklen verzierten Kassettendecken, ist das Parkett erhalten. Die heimeligsten Orte dieser Wohnung: die dunkel getäfelten Erkernischen in Wohnzimmer und Küche. Wer sie betritt, glaubt, eine kleine Zeitreise zu unternehmen.

Weil die Bausubstanz in manchen Gebäudeteilen schwerer beschädigt war, sind andere Wohnungen nüchterner gestaltet. Doch auch hier hat man sich bemüht, altes Material, etwa Türen, einzusetzen.

So hat nach vielen Umwegen und Ungewissheiten die Geschichte des Cösitzer Schlosses ein gutes Ende gefunden. Und diese Tatsache zu vermelden, wäre eine Aktualisierung der Zörbiger Website wert.

Kontakt
Unternehmensgruppe Burchard Führer GmbH
Schloss Cösitz
Parkstr. 9
06369 Zörbig OT Cösitz