Neue Mitte Zscherndorf

Michael Aermes mochte es im Rückblick selbst kaum glauben: Nur zwei Jahre hatte es gedauert, die Ortsmitte von Zscherndorf zu sanieren. Und das, obwohl kein Geld dafür da schien, das marode Ensemble zu sanieren.

Zscherndorf zählt 1900 Einwohner, liegt in der Nachbarschaft von Bitterfeld und ist ein Ortsteil von Sandersdorf-Brehna. 2009 wurde Aermes zum Ortsbürgermeister des ehemaligen Industriedorfes gewählt, dessen Umgebung vor allem aus großen Löchern bestand: gleich drei Braunkohlegruben fanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft.

Heute ist Zscherndorf umgeben von einer Seenlandschaft; der Ort hat sich in ein Wohndorf gewandelt, an einer der ehemaligen Gruben entstand ein neuer Wohnpark. Doch mitten in der Ortschaft befand sich ein altes Ärgernis: ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex, zu dem unter anderen die Grundschule gehört und die Freiwillige Feuerwehr ihr Depot hat. Der Zustand: beklagenswert.

„Ich hatte von LEADER gelesen“, erinnert sich Aermes an die Anfänge. Das EU-Programm für den ländlichen Raum schien zu passen, und die Zscherndorfer machten sich auf den Weg. Der blieb erstaunlich kurz, und am Ende stand die Finanzierungszusage.

Die gab es nur, weil ein Thema vom Tisch war: noch 2001 hatten Eltern Alarm geschlagen, weil sie fürchteten, die Grundschule des Ortes könne wegen sinkender Schülerzahlen geschlossen werden. Sie wurde es nicht. Aermes: „Der Bestand der Schule ist nicht gefährdet, sonst hätten wir auch nicht den LEADER-Zuschlag erhalten.“

Gleich neben der gelb verklinkerten Schule findet sich die Turnhalle, die mit ihrem Rundbogenfenstern und dem Krüppelwalmdach bei flüchtiger Betrachtung als solche kaum erkennbar ist. Zu deren Nutzern gehören neben der Grundschule ebenso die „Löschzwerge“, der Karnevalsverein oder die Seniorengymnastik, erklärt Aermes.

Schräg gegenüber: Das Feuerwehrhaus, das wohl schönste in Sandersdorf-Brehna. Auch dieses ist gelb verklinkert, der Schlauchturm mit seinen Uhren und den roten Fensterläden prägt das Gebäude. Und nicht nur dieses – die Zscherndorfer haben ihre Feuerwache gleich in ihr Ortswappen übernommen. Oder genauer: Die Feuerwache ist ihr Ortswappen.

Und schließlich wäre da noch das Geschwister-Scholl-Heim. In dem Zweckbau finden bis zu 80 Leute Platz, sei es für Seniorenfeiern oder Vereinsversammlungen.

Nach der Sanierung des Ortskerns haben die Zscherndorfer gar ein neues Fest erfunden, das Brunnenfest. Die Voraussetzung: „Wir haben den alten Brunnen neu erstellen lassen“, erklärt Aermes. Das Original stand einige Meter entfernt auf dem Schulhof und war baufällig.

Rund 4000 Quadratmeter misst das runderneuerte Zentrum Zscherndorfs, zu dem noch das Kriegerdenkmal gehört. Etwas über 470.000 Euro hat es gekostet, Zscherndorf etwas von seinem alten Gesicht wiederzugeben, zwei Drittel der Summe stammen aus Fördermitteln, ein Drittel musste Sandersdorf-Brehna selbst aufbringen. Es hat sich gelohnt. 2010 hatte Aermes zur 700-Jahr-Feier des Ortes gesagt, Zscherndorf sei schön. Zwei Jahre später, anlässlich der Einweihung des Zentrums, sagte Aermes, Zscherndorf sei noch schöner geworden.

Kontakt
Stadt Sandersdorf-Brehna OT Zscherndorf
Michael Aermes (Ortsbürgermeister)
Bahnhofstraße 2
06792 Stadt Sandersdorf-Brehna